Landesfilmfestival Berlin / Brandenburg
am 02.11.2024 von 10 – 18 Uhr im Kino Toni
https://bdfa-lvbb.de/filmfest
Am 2. November findet im Kino Toni in Weißensee am Antonplatz
das traditionelle Autorenfilmfestival der Region Berlin und Brandenburg statt.
Bei freiem Eintritt messen sich erfahrene Regisseure mit der jungen Generation
und allen dazwischen, um hochwertige Trophäen und Preise von der fachkundigen
und fairen Jury zu erhaschen. Werke bis zu 20 Minuten in vielen Genres laufen
im großen Saal ab 10 Uhr morgens. >> FESTIVALTRAILER
Für die Zuschauer hat Festivaldirektor Dietmar „Diddi“ Schürtz
mit seinem Organisationsteam ein fantastisches Programm zusammengestellt. Die
genaue Reihenfolge der Titel erfährt man erst im gedruckten Katalog vor Ort. So
erhöht sich die Bindung an die Veranstaltung und die Loyalität der Anwesenden,
die oft zu einem Produktionsteam gehören. Lange vor dem Internet gab es dieses
Festival bereits. Die Veranstalter alterten mit und sind nun schon Rentner, die
auf Onlinemedien wenig Wert legen. Allein der Kinobesuch soll Freude bereiten.
Es geht eindeutig ums Filmemachen und die Gespräche über Inhalte und
Spannungskurven, Inszenierung und Techniken. Wie kommt die eigene Geschichte
bei unbeteiligtem Kinopublikum an? Kann man auch Juroren überzeugen?
Themen wie Coming-Out oder Trauerphasen werden bildgewaltig oder
schlicht inszeniert. So präsentiert Verbandspräsident Dave Lojek gleich zwei
neue Werke. Er gehört zu den meistgespielten Regisseuren des 21. Jahrhunderts auf
Filmfestivals weltweit. Sollte man kennen. Seit 2011 zeigt er den Zuschauern auch dieser Veranstaltung,
was man mit guten Schauspielern, absurden Momenten und intrinsisch motivierten
Technikern kinematographisch unter minimalsten Bedingungen erschaffen kann.
Auch auf Handysucht und künstliche Intelligenz legen junge Produzenten
wie Odysseas Johannes Hlepas inzwischen ihr Augenmerk. Der dokumentarische
Bereich bekommt gewöhnlich viel Aufmerksamkeit wegen der einfacheren
Machbarkeit: So geht es beispielsweise um Verdrängung von Künstlern aus ihren Lichtenberger
Ateliers, norwegische Mythen oder Fabrikanten in der Lausitz. Manche Filmer
benutzen Humor bei ihren Reiseberichten und Lokalchroniken, andere
experimentieren mit Logik oder Stilistik. So werden Sehgewohnheiten
aufgefächert und Perspektiven hinzugewonnen. Lernkurven werden sichtbar.
Jedes Jahr lernt das Publikum neue Facetten aus dem Alltag
der kreativen Gemeinde kennen. Gern gesehen sind Förderer dieser besonders
freien und ursprünglichen Filmkultur. So wird der Vizepräsident des Abgeordnetenhauses Desnnis Buchner als
Schirmherr eine Botschaft schicken.
Dank der Unterstützung durch die Kinobetreiber um Iris Praefke, den Verein der Freunde des Kinos Toni und natürlich den ausrichtenden
Video- und Filmverband Berlin / Brandenburg, der den Bundesverband DeutscherFilmautoren (BDFA) hier repräsentiert, erlebt das Publikum die Vielfalt des
freien Filmschaffens. Moderatorin Angela Jehring führt beschwingt durch den
Tag.
Bewusst arbeiten die Regisseure dieses Verbandes ohne
staatliche Zensur, Fernsehredakteure oder finanzielle Filmförderung, damit sie
künstlerisch und inhaltlich ihre eigenen Produktionen steuern können. Die Resultate
sind explizit nicht zum Verkauf gedacht, sondern zur Erbauung, Unterhaltung,
Information und Überraschung. Seltenes und Obskures kommt zum Vorschein.
Für das leibliche Wohl wird in den Pausen gesorgt. Bei den
Urteilen der Jury darf man mitfiebern, denn sie tagt öffentlich nach der
Projektion. Auch das Publikum vergibt eine formschöne Trophäe. Einige der Werke
werden sich für eine Laufbahn durch die Hierarchie der Verbandsfilmfestivals
qualifizieren und noch mehrmals in Deutschland zu sehen sein bei den Bundesfilmfestivals
(für Fiktion, Dokumentation, Natur) oder gar den Deutschen Filmfestspielen 2025.
Analog zu Ligen im Sport, werden die Karten für die Regisseure in diesen
Veranstaltungen immer wieder neu gemischt. Wenige erreichen die Spitze.
Ursprünge des Landesfilmfestivals liegen im frühen 20.
Jahrhundert, als die Autorenfilmverbände viel mitgliederstärker waren und das
Filmaufkommen oft sogar zwei dieser Festivals jährlich erforderte. Die
Mitglieder gehören entweder zu Filmclubs oder werkeln als Autodidakten allein
mit ihren Teams. Theoretisch können auch außenstehende Produzenten teilnehmen.
Zur Einstimmung ins Programm mögen diese Synopsen helfen.
TRAUERSPUREN
Melodrama von Dave Lojek mit Rachel Sidiropoulou, Andrea Dietrich und Carsten Behnert.
Die
schockierte Barbara muss sich nach einem tragischen Unfall mit dem Verlust
einer lieben Gefährtin auseinandersetzen. Ihre beste Freundin Klara und ihr
Ehemann Torsten schmi
eden einen Plan, um Barbaras Herz aufzutauen, nachdem sie
sich an den Vorfall, die Beerdigung und glücklichere Zeiten erinnert. Wird sie
den Vorschlägen ihrer Liebsten zustimmen? Kann aus Trauer Hoffnung werden?
NORDLAND – LEGENDEN
Naturfilm von
Klaus Schlemmel
Norwegen ist
das Land der Wikinger, Nordischen Götter und Legenden. Unberührt, einsam,
dunkel, kalt. Du kannst ihn nicht sehen, aber man fühlt ihn: Den Geist der
Wikinger.
ABHÄNGIG
Science-Fiction
Miniatur von Odysseas Johannes Hlepas und Rabeah Rahimi mit Sabine Linda Fischer, Sarah Alles, Noel Maurice, Xenia Assenza
Kassandra
wird von einer KI in ihrem Smartphone begleitet, während sie durch ihr
turbulentes Leben navigiert. Dieses Programm beginnt, ihre Nachrichten zu
manipulieren, während die Eifersucht wächst und das Telefon zu schlau wird.
WENN DIE LIEBE STÄRKER IST
Dokudrama von
Dietmar Schürtz
Lilly im
Alleingang. Coming-out. In „Wenn die Liebe stärker ist“, setzt Lilly alles auf
eine Karte. Rettet sie sich über ihr Bauchgefühl? Lilly gibt an ihrem Wohnort Berlin alles auf
und zieht nach Trier zu ihrer neuen Freundin, die sie im Internet kennen
gelernt hat.
BEDROHTE KÜNSTLEROASE - STIMMEN AUS DEN
B.L.O.-ATELIERS
Reportage von Dave Lojek mit Andrea Dietrich, Peter Tietz, Anya
Hübschle,
Thomas Knof, Daniel Müller, Matthias "Wolle" Elfmann, Almut
Müller
Durch eine
Nutzungsuntersagung wegen lebensbedrohlicher technischer Mängel von der
Deutschen Bahn als Vermieterin aufgeschreckte Künstler aus den Lichtenberger
B.L.O. Ateliers erklären in Interviews, wie sie sich mit kulturpolitischer
Öffentlichkeitsarbeit Sympathien in Berlin erschmeicheln. Für den Erhalt der
Künstleroase kämpfen sie gegen Bürokratie und Gentrifizierung. Beim Umzug und
Volksfest zum 20. Jubiläum der Ateliergemeinschaft feiern sie trotzdem mit
Laufpublikum den „Tag der geschlossenen Tür“.
KARNEVAL IM SOMMER
Dokumentation
von Christoph Byczkowski
Bunte Tänze, Fröhlichkeit, Ausgelassenheit sind im Leben
schön. Aber ist das alles angesichts der drohenden Kriegsgefahr? Aufnahmen vom
Karneval der Kulturen der Welt (2023) und Kriegsschauplätzen geben für
Reflexionen Anlass.
BIAS -
VOREINGENOMMENHEIT
Vexierspiel von Odysseas Johannes Hlepas mit Sercan Sevindik,
Tayfun Akcay, Can Tamer, Serdar Arslan
Ein junger Migrant befindet sich in einer düsteren Gasse am
Westhafen und entscheidet sich trotz der vermeintlichen Gefahr, seinen Weg
fortzusetzen. Die unerwarteten Ereignisse, die folgen, bergen eine noch größere
Überraschung.