31. Januar 2009

The Yes Men Fix the World

Wirtschaft übernimmt erstmals volle Verantwortung

Halliburton löst das Problem der globalen Erwärmung

Es gibt zwei Komiker, die sich immer noch nicht stillschweigend mit dem Zustand der Gesellschaft abfinden wollen. Sie grübeln kurz und entlarven Wirtschaftsinteressen und Umweltsünden mit abstrusen Medienaktionen. Dazu mischen sie sich wie schon in ihrem Film von 2004, der ebenfalls auf der Berlinale im Panorama lief, direkt unter die Profiteure der Deregulierung. Mike und Andy geben sich als Vertreter großer Firmen aus und halten dann in deren Namen eigentümliche Vorträge auf Wirtschaftskongressen.
Sie entwickeln Kerzen, in die menschliche Haare eingearbeitet sind, um diese auf einem kanadischen Symposium zu verteilen. Gleichzeitig präsentieren sie dann eine neue Exxon-Technologie, in der Klimawandelopfer zu Bio-Energie recycelt werden können.
Auch basteln sie einen Überlebensanzug, der wie ein Ballon aussieht und angeblich vor Terroranschlägen schützen soll und Chemiewaffen. Vor Vertretern der Versicherungsbranche führen sie diesen teuren Halliburton-Anzug vor und behaupten, man könne damit aus Hochhäusern springen.
Die Yes Men beherrschen die Sprache und den Duktus dieser Veranstaltungsform so gut, dass sie meistens ausreden können, bevor man sie des Saals verweist. Damit kommen sie dann in die Nachrichten. Für dieses Projekt haben sich die Yes Men mit dem Dokumentarfilmer Kurt Engfehr zusammengetan, der zwei Filme von Michael Moore schnitt und co-produzierte.

Auch führen die sympathischen Herren Interviews mit hochrangigen Vertretern kapitalistischer Interessen aus konservativen Think-Tanks oder nutzen das Internet, um Kumpaneien und Korruption zu entlarven. Oftmals sagen dann Vertreter der Hochfinanz und des elitären Geldadels direkt in die Kamera, wie sie agieren und machen sich so lächerlich. Ronald Reagan und Arnold Schwarzenegger bekommen im Archivmaterial ebenso ihr Fett weg wie derzeit in der US amerikanischen Administration Arbeitende.

Einer der spektakulärsten Stunts der Yes Men funktioniert so: Andy gibt sich in einem BBC Fernsehstudio als Sprecher von DOW aus. Diese Firma kaufte einst eine Fabrik in Bhopal (Indien) auf, in der vor 20 Jahren der weltgrößte Chemieunfall passierte, bei dem Tausende starben und bis heute die Gene verseucht sind. Andy verkündet, dass DOW ein milliardenschweres Hilfsprogramm starte, woraufhin binnen zwei Stunden die Aktienkurse in den Keller fallen und DOW zwei Milliarden Dollar verliert. Die Yes Men reisen dann nach Indien und fragen die Betroffenen, ob sie ihnen diesen Medienspaß übel nehmen. Die Antworten sind sehr erhellend und sollen hier nicht verraten werden.

Dieser höchst festivaltaugliche Dokumentarfilm ist unterhaltsam und entlarvt Gier als das Zentrum der Wirtschaftswelt. Die Gonzo-Politikaktivisten haben keine Angst vor Behörden und Sicherheitskräften. Wir Zuschauer bangen um diese Clowns. Mit billigen Anzügen und falschen Identitäten schaffen sie es immer wieder auf die Rednerpulte und düpieren ihre Feinde, die ja letztlich die Produkte schaffen, die wir alle konsumieren. Aktuelle Bezüge zum Hurrikan Katrina und einer hinterlistigen Immobilienpolitik gegen die arme Bevölkerung aus New Orleans fließen ebenso in den Film ein wie Barack Obamas Wahlsieg. Sollte eines Tages eine Zeitung gedruckt werden, in der nur gute Neuigkeiten stehen, dann haben die Yes Men bestimmt ihre Finger im Spiel. 

Bewertung: * * * *

Land:USA
Jahr:2009
Regie:Mike Bonanno, Andy Bichlbaum, Kurt Engfehr
Mit:Mike Bonanno, Andy Bichlbaum
Buch:Mike Bonanno, Andy Bichlbaum
Produzent:Doro Bachrach, Ruth Charny, Laura Nix

Musik:Neel Murgai, Noisola
Dauer:85 min
Film im Internet:http://theyesmen.org/theyesmenfixtheworld
Produktionsfirma:http://www.theyesmen.org
Kinostart:06.02.2009
Rezensent:Dave