Filmbesprechung von Sophie Stallegger
„3
Zimmer/Küche/Bad“ ist nach „Renn, wenn du
kannst“, der neue Film von Dietrich Brüggemann und erzählt vom Umziehen.
Ein Jahr lang verfolgt die Komödie quer durch
Deutschland acht junge Menschen, die sich gegenseitig die Umzugskartons tragen
und alles andere als sesshaft sind. Es handelt sich um ein Netzwerk aus
Freunden, Geschwistern, Beziehungen und WG-Mitgliedern, das
kettenreaktionsmäßig in ständigem Wandel der Beziehungen und Wohnungen trotzdem
noch zusammenhält. Die Hommage an den Umzug kann als Sinnbild der Endzwanziger-Generation
verstanden werden.
"3 Zimmer/Küche/Bad" ist ein gutes
Beispiel für einen Ensembleschnitt, der permanente Dynamik in verschiedenen
Handlungssträngen haarscharf zurechtrückt, ohne dabei ins Oberflächliche
überzugehen.
Die sehr direkten Dialoge verleihen dem Film
dabei die humorvolle Leichtigkeit und die philosophische Note, während in den
kurzen Atempausen ein wunderbarer Soundtrack für gute Stimmung sorgt.
Die ersten Konflikte beginnen bei den Auszügen
aus der chaotischen Studenten-WG ins ernüchternde Partnerleben im Herbst. Im
Winter um den Heiligabend herum spitzen sich die Konflikte in allen Haushalten
auf den Höhepunkt zu, bis die Umzüge im Frühling langsam ins Absurde überdriften,
da sich immer mehr Menschen in die Handlung involvieren.
Da denkt man mit leicht schwindligem Gefühl
irgendwann „Jetzt passieren aber langsam zu viele Dinge auf einmal“, aber genau
dadurch schafft es der Film, das Thema auf den Punkt zu bringen: Wir leben in
einer Generation des ständigen Wandels, wo man zwischen Heimat, Studienplatz
und Partner(n) hin und her gerissen ist und sich irgendwann selbst nicht mehr
auskennt, wo man eigentlich hingehört.
„Nur wer sich stetig verändert, kann sich
selbst treu bleiben“ so das Motto des jungen Designers (Robert Gwisdek), der
eine der Hauptrollen spielt. Alles kann und muss sich in jedem Moment ändern
und nichts ist der Beständigkeit verpflichtet. Das erkennen nicht nur die
jungen Erwachsenen sondern auch deren Eltern. Denn auch wenn man mit dem Alter
sesshafter wird, kann eine langjährige Ehe eines Tages zu Bruch gehen und es
gibt keine richtige Lösung dafür. „Das Leben ist wie eine auf dem Dachboden
gefundene Maschine“, erklärt der Vater seinem Sohn, „bei der man weder weiß,
wie sie funktioniert, noch wofür sie da ist. Aber man kann immer wieder neu
herumprobieren, um sie eines Tages – ebenso mit fehlender Bedienungsanleitung –
an seine Kinder weiterzugeben.“
Der Film zeigt sehr schön, was bei all dem
Trubel letzten Endes zählt: Ein beständiger Kreis von Menschen, die dir
metaphorisch gesehen jederzeit beim Tragen deiner Umzugskartons helfen. Das was
früher die Familie war, sind heute die Freunde.
Vor allem jene, die dieser bewegte Lebensstil
an sich selbst erinnert, sollten „3 Zimmer/Küche/Bad“ auf keinen Fall
verpassen. Auch für alle anderen bietet der Film mit aktuellem Thema durchaus
Unterhaltung - zwischen Authentizität und Überspitztheit
bringt er jede Altersklasse zum Lachen.
Zusätzlich glänzt die 118 Minuten lange Komödie
nicht nur durch den knackigen Schnitt, sondern auch durch die schauspielerische
Besetzung: Jacob Matschenz, Robert Gwisdek, Leslie Malton, Alice Dwyer, Aylin
Tezel und Anna Brüggemann hatten hier einen großen Auftritt.
Ab 4. Oktober in deutschen Kinos.