21. August 2012

Das Leben besteht aus Umzügen


Filmbesprechung von Sophie Stallegger

„3 Zimmer/Küche/Bad“ ist nach „Renn, wenn du kannst“, der neue Film von Dietrich Brüggemann und erzählt vom Umziehen.

Ein Jahr lang verfolgt die Komödie quer durch Deutschland acht junge Menschen, die sich gegenseitig die Umzugskartons tragen und alles andere als sesshaft sind. Es handelt sich um ein Netzwerk aus Freunden, Geschwistern, Beziehungen und WG-Mitgliedern, das kettenreaktionsmäßig in ständigem Wandel der Beziehungen und Wohnungen trotzdem noch zusammenhält. Die Hommage an den Umzug kann als Sinnbild der Endzwanziger-Generation verstanden werden.

"3 Zimmer/Küche/Bad" ist ein gutes Beispiel für einen Ensembleschnitt, der permanente Dynamik in verschiedenen Handlungssträngen haarscharf zurechtrückt, ohne dabei ins Oberflächliche überzugehen.
Die sehr direkten Dialoge verleihen dem Film dabei die humorvolle Leichtigkeit und die philosophische Note, während in den kurzen Atempausen ein wunderbarer Soundtrack für gute Stimmung sorgt.

Die ersten Konflikte beginnen bei den Auszügen aus der chaotischen Studenten-WG ins ernüchternde Partnerleben im Herbst. Im Winter um den Heiligabend herum spitzen sich die Konflikte in allen Haushalten auf den Höhepunkt zu, bis die Umzüge im Frühling langsam ins Absurde überdriften, da sich immer mehr Menschen in die Handlung involvieren.
Da denkt man mit leicht schwindligem Gefühl irgendwann „Jetzt passieren aber langsam zu viele Dinge auf einmal“, aber genau dadurch schafft es der Film, das Thema auf den Punkt zu bringen: Wir leben in einer Generation des ständigen Wandels, wo man zwischen Heimat, Studienplatz und Partner(n) hin und her gerissen ist und sich irgendwann selbst nicht mehr auskennt, wo man eigentlich hingehört.

„Nur wer sich stetig verändert, kann sich selbst treu bleiben“ so das Motto des jungen Designers (Robert Gwisdek), der eine der Hauptrollen spielt. Alles kann und muss sich in jedem Moment ändern und nichts ist der Beständigkeit verpflichtet. Das erkennen nicht nur die jungen Erwachsenen sondern auch deren Eltern. Denn auch wenn man mit dem Alter sesshafter wird, kann eine langjährige Ehe eines Tages zu Bruch gehen und es gibt keine richtige Lösung dafür. „Das Leben ist wie eine auf dem Dachboden gefundene Maschine“, erklärt der Vater seinem Sohn, „bei der man weder weiß, wie sie funktioniert, noch wofür sie da ist. Aber man kann immer wieder neu herumprobieren, um sie eines Tages – ebenso mit fehlender Bedienungsanleitung – an seine Kinder weiterzugeben.“

Der Film zeigt sehr schön, was bei all dem Trubel letzten Endes zählt: Ein beständiger Kreis von Menschen, die dir metaphorisch gesehen jederzeit beim Tragen deiner Umzugskartons helfen. Das was früher die Familie war, sind heute die Freunde.

Vor allem jene, die dieser bewegte Lebensstil an sich selbst erinnert, sollten „3 Zimmer/Küche/Bad“ auf keinen Fall verpassen. Auch für alle anderen bietet der Film mit aktuellem Thema durchaus Unterhaltung - zwischen Authentizität und Überspitztheit bringt er jede Altersklasse zum Lachen.
Zusätzlich glänzt die 118 Minuten lange Komödie nicht nur durch den knackigen Schnitt, sondern auch durch die schauspielerische Besetzung: Jacob Matschenz, Robert Gwisdek, Leslie Malton, Alice Dwyer, Aylin Tezel und Anna Brüggemann hatten hier einen großen Auftritt.

Ab 4. Oktober in deutschen Kinos.

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