Großmutter, Mutter und Tochter unternehmen eine Reise nach Gran Canaria. Etwas, das wohl öfters in deutschen Familien vorkommt. Im Raum steht die Idee: Einmal noch mit Oma verreisen, wer weiß, wie lange das noch möglich ist... So machen sie sich auf, und die Enkelin, die Regisseurin Bettina Schoeller, nimmt den Urlaub mit der Handkamera auf.
Es sind nicht die Ferienbilder, die diese Dokumentation zwischen Koffer packen und Postkartenschreiben so sehenswert machen. Die Gabe der Regisseurin, die auch als Lehrdozentin der Filmschule Babelsberg tätig ist, liegt in dem Gespür für die feine Ironie, die durch das Zusammenwirken von drei Generationen, jede mit ihrer ganz eigenen Wirkung (drei Frauen aus drei Zeiten, drei Deutschlands und drei weiblichen Familienstellungen) eine aparte Dynamik entwickelt. Einerseits zeigt der Film eine aufschlussreiche soziale Analyse der Lebenswelten von drei Frauen aus einer Zeitspanne, die 85 Jahre umfasst, andererseits ist er aber auch eine ur-komische zum Teil Herz erweichende, voyeuristische Unterhaltungsshow: Vor allem Oma – die sich vollkommen ungekünstelt vor der Kamera ausspricht, ist mit ihrem ehrlichen Auftreten eine ideale Interpretin ihrer Generation.
Man wünschte sich allerdings ein wenig mehr Kontroverse. Zum Beispiel als die – sonst liebenswerte - Oma beim Anblick eines Paares unterschiedlicher Hautfarben in Lästerei ausbricht und behauptet, das sei doch furchtbar! Da bliebe sie doch lieber allein, als einen Schwarzen zu heiraten. Die Enkelin begnügt sich mit einer einfachen Nachfrage, hier wurde die Chance zu mehr inhaltlicher Auseinandersetzung vertan.
Auch das transportiert der Film: Trotz unübersehbarer Unterschiede bilden die drei Frauen eine wohl der typischen familiären Harmoniesucht Referenz erweisende genetische Einheit, die der Kompromissbereitschaft Geltung trägt, aber auf Kosten der eigenen Identität geht.
So endet die Reise schlicht mit einem Feuerwerk und der Anweisung der Enkelin an die Großmutter, die sich eben noch in ihren Postkartentexten erfreut darüber gezeigt hat, dass im Hotel ausschließlich Deutsch gesprochen wird, sich auf Spanisch zu verabschieden: „Sag ,Adios', Oma.“ Da kommt der Generationskonflikt allerdings für den Zuschauer zu spät. |
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