Ein interessantes Experiment: Ein Film ganz ohne Sprache war das Konzept des ukrainischen Regisseurs Myroslav Slaboshpytskiy. Die Kamera fängt ein Geschehen vor einer Taubstummenschule ein und wer der Gebärdensprache mächtig ist, kann verstehen, was da vor sich geht. Der normal Hörende muss sich die Geschichte aus den Bildern zusammen reihen, und die sind dürftig: Eine einzige Kameraeinstellung, die das Geschehen ohne Schnitt verfolgt, muss reichen, um die rätselhafte Begebenheit zu erzählen.
Viel passiert nicht: Man sieht zwei junge Männer auf dem Hof einer staatlichen Einrichtung, der eine wild gestikulierend, teilt dem anderen sein Anliegen mit. Schließlich verabschieden sich beiden mit einer handfesten Umarmung, und gehen in verschiedenen Richtungen auseinander. Kurz darauf fährt ein Polizeiwagen vor. Einer von zwei Beamten steigt aus, winkt eine Schülerin an den Zaun, schreibt etwas in ein Buch, reicht es ihr rüber, sie holt daraufhin einen der beiden Männer zurück. Der verhält sich dem Polizisten gegenüber unnahbar, folgt diesem jedoch in seinen Wagen und wird dort, bei laufendem Motor, von den Beamten ordentlich in die Mangel genommen. Schließlich schreibt auch er etwas in das Notizbuch, darf dann das Fahrzeug verlassen und blickt ihm schließlich, wild beschimpfend – diese Zeichen versteht auch der Nicht-Taube – hinterher. Was war da los?
Der Zuschauer erfährt es nicht wirklich. Aber die Bilder reichen, um den Film im Kopf weiterlaufen zu lassen. Urteile selbst: Auf welcher Seite stehst Du, Publikum? Wer kann schon sicher sagen, ob das Gebaren der Polizisten als Kritik zu verstehen ist, oder das mysteriöse Gemauschel der jungen Männer diese Handhabe eben erst provozierte?! Genau darin liegt die Kunst dieser kurzen Erzählung. |
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